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Sömmerung prämiert mit dem Prix Meuly, 1.Preis
Ein künstlerisches Projekt auf Zeit am Oberaarsee (Grimselpass)

maboart bohren magoni, Kunst auf dem Oberaar BE maboart bohren magoni, Kunst auf dem Oberaar BE
 

Konzept

Das Konzept der künstlerischen Arbeit beruht auf der heutigen dualistischen Wahrnehmung von Naturraum. Nutzungsverschiebungen, Veränderungen und Zeitentwicklung wirken kontinuierlich auf Landschaft, Mensch und Arbeit. Neun geätzte Gläser leiten den Blick in eine bestimmte Richtung und öffnen die Sicht über eine 'Begrenzung durch die Berge'.Die einzelnen Horizonte sind durch den/die Beobachter/in verschieden interpretierbar. Sie entsprechen einer eigenen Sehweise und werden von meteorologisch bedingten Lichtveränderungen beeinflusst. Die neun Durchsichten sind autonome Einzelpositionen. Mit dem Durchschreiten bilden die Stelen für die Wanderin und den Wanderer einen räumlichen Zusammenhang. Es entstehen Sehverbindungen und Visurlinien zur Landschaft, welche einen individuellen Erlebnisspielraum zulassen. Im geätzten Glas erscheint je ein Name eines Hirten, welcher auf der Oberaaralpe Schafe und Rinder gesömmert hat. Mit ausgewählten Sehhorizonten, Fokussierung des Blickes auf Törbel und den Alpaufgang wird ein Bedeutungs- und Erlebniszusammenhang für die Zeitdauer einer Sömmerung zwischen Gegenwart und Vergangenheit geschaffen.

Der Alpaufzug
Ein Sömmerung kann nur mit dem Alpaufzug komplettiert werden. Der von den drei Hirten beschriebene Weg von Törbel via Lax, Obergesteln, Triebtenseelicke wurde als direkte Aktion und Erlebnis von uns nochmals  erwandert und als Wegsicherung aufgearbeitet.

Die Törbjer Alpe Oberaar
*1Am 16. Oktober 1514 kaufte die Gemeinde Törbel VS im entlegenen weltabgeschlossenen Vispertal die Oberaaralpe für 850 Pfund Pfennige Münz -'mit steg, mit weg, mit weid, mit grund, mit grat, mit mitte, mit legne, mit zilen und marchen, mit schaden und nutz'. Der Grund für diese weit voneinander liegenden Vertragspartner ist schwer nachzuvollziehen und abzuklären. Es zeigt vor allem den Bedarf des Dorfes für zusätzliche Alpungsgelegenheiten auf. Die Oberaaralpe wurde hauptsächlich mit Schafen und Rindern bestossen, in früheren Jahren wurden auch Maultiere gesömmert. Die Treiber, die Hirten und die Zuhirten der Oberaaralpe Ab Mitte Juni bis etwa Anfang Juli wurden die Schafe und Rinder in einer beschwerlichen, dreitägigen Reise von Törbel nach der Aaralp getrieben. Am ersten Tag wanderten die Hirten und Treiber mit der Herde bis nach Lax  (Goms) am zweiten Reisetag bis nach Hohlauenen bei Obergesteln. An beiden Orten besass Törbel ein Areal mit Pferchen für das Vieh. Am dritten Tag gings 'über den Berg' auf die Oberaaralpe. Die Erzählungen der Hirten über diesen Alpaufzug gleichen abenteuerlichen Geschichten. Sie illustrieren die Beschwerlichkeit der Wegreise zur weit entfernten Alp und ihrer Sömmerung. Anstrengungen und Strapazen, die aus heutiger Sicht kaum mehr nachzuvollziehen sind.

Wandel der örtlichen Situation

1948 Verkauf der Oberaaralpe an die Kraftwerke Oberhasli
1949 Beginn der Bauinstallationen in Oberaar
1950-53 Bau der Staumauer
bis 1957 bestand ein Benutzungsrecht der Gemeinde Törbel an der Alp,
welches jedoch kaum mehr genutzt wurde.

Die Oberaaralp erfuhr durch die technische Nutzbarmachung, Klima- und Umwelteinflüsse wesentliche Veränderungen. Kaum etwas deutet noch auf die ursprüngliche Nutzung hin. Die Alp vor dem Oberaargletscher ist in der Emotion und der differenzierten Wahrnehmung der ortsansässigen Menschen an der Grimsel und besonders bei den Bürgerinnen und Bürgern in Törbel noch sehr präsent. Gespräche mit zwei ehemaligen Hirten belegen eine starke Prägung dieser Sömmerungszeiten in ihrer Lebensbiographie. Eindrücklich ist die Erlebnispräsenz der Zeiten auf der Oberaaralp. Deutlich wurde aus den Gesprächen einerseits der Bezug zur Natur und ihr Ausdruck der Abhängigkeit für die Tiere und Hirten, anderseits die Autonomie der Arbeit der Hirten und ihre Beobachtungsgabe der Veränderungen von Raum und Zeit.

*1 Festschrift 2. Heimattagung Törbel1991

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